80er Jahre
1980 nennt Quinte seine Bilder "Dripping", "Drumming" oder "Running". Ein trommelartiger Farbauftrag auf gelb-rosa Untergrund oder ein schwarzes Spielband, dessen Verlauf durch dichte rinnende Farbtropfen verbunden sind und damit Säulencharakter bekommen, eröffnen eine neue exotisch anmutende Welt. Drei Jahre später findet sich ein Rückgriff auf düstere vertikale Balken, die nur noch mittig und an den Ecken Aufhellungen zeigen. Danach wirken die Gouachen im gesamten Mittelteil lichter und spiritueller. 1984 und 1985 wanderte eine erste Retrospektive durch Süddeutschland, vielleicht symptomatisch für die Kunstszene in der Nord und Süd eine deutliche Teilung vorstellen, so sehr Lothar Quinte auf dem Kölner und Düsseldorfer Kunstmessen stets präsent war. Sie zeigte einen Schwerpunkt in der Malerei der siebziger und achtziger Jahre als Auseinandersetzung mit aktuellen Tendenzen seiner Kunst. Lothar Quintes Werk wächst in der Auseinandersetzung mit sich selbst, und so war klar, dass diese Retrospektive in ihm selbst die Diskussion über den Standort seiner Kunst hervorrief. Wie während der starken medialen Präsenz während der frühen siebziger Jahre vollzog er auch nun wiederum einen Schritt zurück, um nach vorne zu kommen. Er gab seine Drippingmalerei zugunsten einer Malerei vorzugsweise auf Rupfen auf, in der - in einem Rückgriff auf die frühen Fensterbilder der sechziger Jahre – vibrierenden Farbkissen aus dem Klangfeld heraustreten und über der Leinwand zu schweben scheinen. Dabei tritt abermals die Bundfarbigkeit im Kontrast zugunsten der Monochromie zurück, die aus Grauwerten zwischen weiß, schwarz, rot und blau erwuchs. Das Konstruktionsrepertoire greift dabei auf die mittleren sechziger Jahre zurück, in den Linien, Schlitze und Felder den Raum motivieren. Vor allem aber nimmt dank breiter Pinseldichten kulinarische Schlichtheit seiner Bilder zu und ermöglichte trotz der membranhaften Zeichen die Vereinheitlichung des Bildes zu einem körperlich–räumlich homogenen Ganzen. Gestalt und Raumkörper sind eins und existieren, anscheinend widerspruchsfrei, nicht mehr als unterscheidbares Verhältnis zwischen Figur und Raum.